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Die CAD-tool Migrationsphobie
veröffentlicht am September 10, 2020
Wie oft updaten Sie ihr privates Smartphone? „Sobald ein neues Update verfügbar ist“ werden wohl die meisten antworten. Das ergibt auch Sinn, denn alte Softwareversionen bieten bekanntermaßen eine beliebte Angriffsfläche für Hacker und Malware. Dasselbe sollte im Arbeitskontext gelten, insbesondere wenn große und wertvolle Datenmengen involviert sind. Die Realität sieht jedoch anders aus: CAD-tool Versionen werden zum Teil 7 bis 8 Jahre lang in Unternehmen verwendet. Nicht nur Sicherheitslücken können problematisch sein und zur Entscheidung für eine Migration beitragen, auch Probleme mit dem Customer Support oder fehlende Features können ein Grund sein, ebenso wie die Nutzerfreundlichkeit anderer Tools oder ein besseres Datenmanagement. Kurz gesagt: vielseitige Gründe können zu dem Wunsch nach einer Veränderung des CAD-tools führen.
Aufwand
Für eine Migration in ein anderes Tool müssen die Daten aus dem alten Tool zunächst in ein anderes Format konvertiert werden, um sie dann in die neue Datenbank einzupflegen. Das kann auch nötig sein, wenn nur ein großes Update innerhalb eines Tools gemacht werden soll. Bei diesem Migrationsprozess können Datenverluste auftreten oder Daten beschädigt werden, deshalb ist es wichtig, dass alle Dateien noch einmal verglichen und überprüft werden. Das kann manuell passieren oder durch eine spezielle Software. Durch diesen Mehraufwand kann die Migration je nach Datenmenge und Unternehmen einige Tage oder Wochen dauern. Den größeren Zeitaufwand stellt aber die Schulung der Mitarbeiter dar – es dauert etwa 1-2 Monate, bis alle Elektronikentwickler:innen vertraut mit dem neuen Tool sind und Workflows flüssig funktionieren.
Möglichkeiten
Der Zeitaufwand für eine Migration ist sehr hoch und je nach Softwarelösung auch sehr teuer. Ein Problem ist hierbei, dass die Datenbanken sehr groß und individuell strukturiert sind. Es ist demnach sehr aufwendig diese Daten korrekt, ohne Qualitätsverlust und richtig strukturiert zu migrieren. Im Wesentlichen gibt es für die Migration vier Möglichkeiten:
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Manuelle Eingabe der Daten ins neue CAD-tool (hoher Zeitaufwand)
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Alle Daten in ein anderes Dateiformat konvertieren und in ein neues CAD-tool implementieren (Qualitätseinbußen)
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Mit einem externen Serviceanbieter (oft Kostenintensiv)
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Eigenes Tool entwickeln (hoher Zeit- und Personenaufwand)
Die verschiedenen Optionen bieten alle einerseits einen gewissen Grad an individueller Anpassung und andererseits Zeit- und Kostenaufwand. Hierbei muss man abwägen wo die Prioritäten liegen, wie die eigene Datenbank aufgebaut ist und wie die internen Designpraktiken aussehen.
Der Vorgang der CAD-Migration
Der Prozess
Steht man vor dem Projektbeginn, mag es aussehen als wäre der Aufwand nicht zu stemmen. Das wichtigste ist, wie so oft,einfach anzufangen. Nach Erfahrung großer Unternehmen im Elektronikbereich sollte mit einem Piloten gestartet werden, zum Beispiel eine einzelne Produktlinie. So kann man lernen, was am besten für die eigenen Arbeitsabläufe und Datenbank funktioniert und diese Strategie danach unternehmens- oder bereichsweit ausrollen. Ein weiterer Tipp aus der Praxis ist, sich Zeit zu nehmen, das neue Tool kennenzulernen, zum Beispiel mit Hilfe von Workshops. Außerdem müssen noch andere Vorbereitungen in der Initiationsphase getroffen werden, beispielsweise ein Team zusammenzustellen und Strategien zu definieren. Nach dem Kick-off des Projekts kann dann die Planungsphase starten: Es muss analysiert werden, wie die Arbeitsabläufe und die Datenbankstruktur konkret aufgebaut sind, damit diese migriert werden können. In der Vorbereitungsphase wird diese Datenbank nochmal bereinigt und validiert, damit keine unnötigen oder falschen Daten in das neue Tool übertragen werden. Außerdem müssen Projektumfang, Kosten und Anforderungen erfasst werden. Sind alle Vorbereitungen getroffen, kann schließlich kann in der Produktionsphase mit der Migration begonnen werden. Währenddessen muss bereits mit weiterer Datenpflege fortgefahren werden: Alle Daten konvertiert und importiert sowiebeschädigte Daten repariert werden.
Herausforderungen
Das klingt nach einem einfachen Prozess, der Schritt für Schritt angegangen werden kann. In der Realität muss jedoch mit komplexen Abläufen und großen Datenmengen umgegangen werden. Doch das ist nicht die einzige Herausforderung. Oftmals sind Designpraktiken in den einzelnen Entwicklergruppen unterschiedlich, was es schwer macht allen Ansprüchen gerecht zu werden. Dazu kommt, dass Datennutzungsszenarien häufig nicht klar sind oder nicht ins neue CAD-tool implementiert werden können, weil es über andere Funktionen verfügt – ein Extremfall hierfür ist die Migration von einem 2D- zu einem 3D-CAD-tool. Bei all diesen Herausforderungen war noch nicht von der Datenqualität die Rede. Nur weil eine Implementierung möglich ist, kann es trotzdem sein, dass Daten bei der Migration beschädigt wurden oder Teile verloren gegangen sind. Warum Unternehmen vor diesen Schwierigkeiten zurückschrecken und so lange wie möglich bei einem Tool bleiben, wird schnell deutlich und verständlich.
Lösungsansätze
Diese Herausforderung können durch einen externen Anbieter einfach vermieden werden. Die meisten bieten individuell zugeschnittene Lösungen an und übernehmen auch den Datenabgleich nach der Migration komplett. Für die Nutzung von CELUS muss es übrigens keine Datenmigration im Sinne eines neuen CAD-tools geben. Hier können einfach Schritt für Schritt die Schaltungsmodule für eine bestimmte Funktion in die Datenbank hochgeladen werden. Wenn also beispielsweise eine LED als Komponente benötigt wird, werden einfach alle in der aktuellen Datenbank verfügbaren LEDs in einem Block hochgeladen – inklusive ihrer Eigenschaften. Die CELUS Datenbank befindet sich in einer Cloud und ist dort von überall aus zugreifbar, während sie extrem sicher ist. Wenn die LED als Schaltungsmodul dann von den Elektronikentwickler:innen ausgewählt wurde, greift CELUS auf den Block mit verschiedenen LED Versionen zu und wählt vollautomatisiert die beste Version aus. Ist das Blockdiagram mit allen Funktionen bestückt, wird ein fertiges PCB Layout in ein CAD-tool Ihrer Wahl exportiert – am besten in die aktuellste und für Sie ideale Version des Tools.
Empfehlungen für die Prozessoptimierung
Schließlich dient all das dazu, Fehler zu Vermeiden und unnötige Arbeit vorzubeugen. Das wichtigste hierfür sind die Mitarbeiter, die involviert sind. Schon bei der Vorbereitung ist die Unterstützung von Mitarbeitern maßgeblich. Sie müssen Ihre Designpraktiken und Vorgehensweisen so präzise wie möglich beschreiben, damit das neue Tool entsprechend eingerichtet werden kann. Es ist daher sehr wichtig dem Team aufzuzeigen warum die Veränderung wichtig ist und entsprechendes Training anzubieten, damit die Elektronikentwickler:innen mit Problemen bei der Nutzung nicht auf sich allein gestellt sind. Zudem sollten sie hinter der Veränderung stehen und diese unterstützen, auch das kann mit Weiterbildungen erreicht werden. Häufig macht es auch Sinn ein Teammitglied als Experten oder Expertin auszubilden, der Kolleg:innen bei Fragen unterstützen kann. Eine erfolgreiche Migration hängt oft stark von den Trainingskapazitäten ab – je mehr Wert auf die Schulung der Mitarbeiter:innen gelegt wird, desto reibungsloser klappt die CAD-tool Migration. Ein weiterer Tipp aus der Praxis ist großen Wert auf eine gründliche Reinigung der Datenbank vor der Migration und alle Daten durchzusehen. Dabei sollten die zu migrierenden Dateien gekennzeichnet werden und alle unnötigen Daten nicht mit in das neue Tool übernommen werden. Außerdem sollte kategorisiert werden, welche Daten beispielsweise regelmäßig erneuert werden und welche derzeit aktiv gebraucht werden. Das bedeutet viel Arbeit im Vorhinein, spart aber viel Aufwand während und nach der Migration und das zahlt auf das eigentliche Ziel ein: die Migration soll so schnell wie möglich mit der bestmöglichen Qualität ablaufen, denn Zeit und Qualität sind am Ende bares Geld. Die Migration ist außerdem unabdingbar, denn um die wertvolle Datenbank sicher und verwendbar zu halten, ist ein Softwareupdate oder -wechsel von Zeit zu Zeit nötig.
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